Laptop Projekt
01.02.2023
Digitale Armut bei Kindern - Kein Geld fürs Handy
Das Thema digitale Armut ist in den Medien und bei Brandenburg Aktuell angekommen. Den Beitrag dazu könnt Ihr hier sehen.
Jede*r vierte Jugendliche in Deutschland ist laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung von Armut bedroht. Damit ist nicht nur Ernährung und Kleidung gemeint, sondern auch digitale Standards wie Internet, Handy oder Laptop.
In Paragraph 28 der UN Kinderrechtskonvention ist das Recht auf Bildung für alle verankert.
Der UN-Menschenrechtsrat hat das Internet 2016 zu einem Menschenrecht erklärt und in seiner Resolution ausgeführt, dass das Recht auf digitale Bildung, das generelle Recht auf Bildung unterstützen und fördern soll.
Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat bereits 2013 einen Internetanschluss als Teil der Lebensgrundlage bezeichnet. Der Mensch als Person existiert nur in sozialen Bezügen. Daher muss ein Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben gesichert werden. In Hinsicht auf den technischen Wandel der letzten 20 Jahre ist ein Mindestmaß an Teilhabe nur mittels Internetzugang realisierbar.
Das heißt, alle – auch Geflüchtete und Sozialleistungsempfänger*innen – haben Anspruch auf eine kommunikative Grundversorgung, ein Recht auf Internet. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vergleicht den Zugang zu freiem Internet mit anderen Grundrechten. "Der freie Zugang zum Internet muss ein Grund- und Menschenrecht sein, das für alle Menschen weltweit gilt", erklärte der CDU-Politiker. "So wie es ein Grundrecht ist, Zugang zu Wasser, zur Gesundheitsversorgung oder zu Bildung zu haben."
Das demokratische Leben spielt sich zunehmend online ab. Ein Internetzugang ist nicht zuletzt eine Voraussetzung, um andere Kinder- und Menschenrechte, vor allem jene auf Meinungs-, Informations- und Versammlungsfreiheit überhaupt mit Leben füllen zu können. Gerade in einem Flächenlandkreis mit langen Fahrtwegen zu notwendigen Beratungen und Einrichtungen, sind digitale Informations- und Beratungsangebote wichtiger denn je.
Es wird Zeit, dass die Bundesregierung das Grundrechts auf Internet anerkennt und den Posten "Kommunikation & Post" im Bürgergeld anpasst, um den Gleichbehandlungsgrundsatz und das Recht auf Bildung für alle Kinder und Jugendlichen zu garantieren.
Aus Sicht des LJR, die auch die unsere ist, gibt es vor allem folgende drei Ansatzpunkte, um digitaler Armut zu begegnen:
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W-Lan überall, kostenfrei und in guter Qualität,
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eine geförderte digitale Grundausstattung in Form von Sachleistungen
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die Stärkung ehrenamtlicher Initiativen, die vor Ort digitaler Armut entgegenwirken
Wir fordern darüber hinaus vom Land Brandenburg die Aufnahme des Zugangs zu WLAN in die Mindestbedingungen (§ 9 Landesaufnahmegesetz-Durchführungsverordnung - LAufnGDV und Anlage 3) für Gemeinschaftsunterkünfte und die damit einhergehende finanzielle Unterstützung der Landkreise.
Mehr Informationen zur im Beitrag angesprochenen ehrenamtlichen Initiative aus Oberhavel, die Henning Schluß ins Leben gerufen hat, gibt es im Dokumentarfilm von Francesco Piotti.
Mehr Informationen zum Thema Jugendarmut gibt es hier
11.05.2022
Wir sammeln weiter alte Laptops, die Henning Schluß (ohne den diese Aktion gar nicht möglich wäre) und die ehrenamtlichen Unterstützer*innen aus dem Repaircafé aufarbeiten und flott machen, damit wir sie dann an junge Menschen aus Oberhavel verschenken können, die eines für digitale Angebote der Schule oder Jugendarbeit benötigen. Meldet Euch gern bei uns!
Ihr braucht ein Laptop? Wendet Euch an Eure*n Sozialarbeiter*in im Jugendclub oder Schule und sie geben uns dann Bescheid!
12.04.2022
Wir machen weiter!
„Bildung ist die mächtigste Waffe, die du verwenden kannst, um die Welt zu verändern” Nelson Mandela
681 Laptops konnten wir bisher an Schüler*innen verschenken.
Es werden aber gerade jetzt wieder welche benötigt.
Wenn noch jemand einen alten aber funktionsfähigen Laptop hat, es gibt viele dankbare Kinder und Jugendliche, die ihn für die Schule und den Kontakt zur Familie gut gebrauchen können! Wir bereiten die Geräte auf, achten auf Datenschutz und nutzen open source Programme wie Linux und Open Office.
Meldet Euch gern bei uns () oder Henning Schluß (henning.schluss@gmailcom)!
06.04.2022
Alte Laptops für junge Menschen!
Dank einer großartigen Spende von Alstom und dem unermüdlichem Engagement von Henning Schluß konnten wir wieder gebrauchte Laptops aufarbeiten und verschenken Sie nun gern an Kinder und Jugendliche aus Oberhavel, die ein Endgerät brauchen, um am Online Unterricht teilnehmen oder um mit der weit entfernten Familie in Kontakt bleiben zu können.
Meldet Euch gern per Email () bei uns!
01.09.2021
„Ein Laptop für jede*n Schüler*in Oberhavel“ - eine Herleitung des Projekts
Die Pisa-Studien zeigen seit Jahren ein deutliches Problem unserer Gesellschaft: Die Bildungschancen und der Bildungserfolg hängen in Deutschland immer noch stärker vom Elternhaus (Status, Bildung und Herkunft der Eltern) ab als in den meisten anderen Industriestaaten.
Das Homeschooling wurde während der Schulschließungen zum Einfallstor für weitere Bildungsungerechtigkeiten. Insbesondere in finanziell ärmeren Haushalten und Gemeinschaftsunterkünften drohte die Coronakrise zu einer fundamentalen Chancen-Krise zu werden. Eine mangelhafte digitale Erreichbarkeit der Kinder durch die Schule und Jugendhilfe, unzureichende Lernunterstützung durch das Zuhause und fehlende Kontakte zu Gleichaltrigen vergrößerten die soziale Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Teilhabe zu Kindern aus privilegierten Elternhäusern. Bildung wurde in Zeiten von Corona für viele Kinder, Jugendliche und Familien zum Luxus, was sie in einer Demokratie wie Deutschland nicht sein sollte.
Ein zivilgesellschaftlicher Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit
Im Januar 2021 hat Prof. Dr. Schluß eine kleine private Initiative über Facebook gestartet und seine Kontakte gebeten, ihm alte, aber noch funktionsfähige Laptops zur Aufarbeitung und zum Verschenken an Kinder und Jugendliche, die ein Endgerät fürs Homeschooling benötigen, zur Verfügung zu stellen.
Als Kreisjugendring haben wir diese Initiative von Anfang an unterstützt und zum Projekt gemacht. Am 06.01.2021 haben wir den ersten gemeinsamen Aufruf über unsere social Media Kanäle, Webseiten und Newsletter gestartet.
Aufruf vom 19.01.2021:
+++ Hast Du noch einen alten funktionsfähigen Laptop, der WLAN-fähig ist und ungenutzt herumliegt? +++ In deiner Firma wird digital aufgerüstet und alte Geräte werden entsorgt? +++ Schenke ihn einem Kind, das ihn gebrauchen kann! +++
374 Anfragen nach Laptops haben uns bis heute Nachmittag (19.01.2021 - 13:00 Uhr) erreicht und stündlich werden es mehr! Das sind 374 Kinder und Jugendliche, die nicht oder nur sehr eingeschränkt am Homeschooling und an den digitalen Angeboten der Jugend(sozial)arbeit teilnehmen können. Das sind 374 zu viel!
Wir suchen weiterhin nach alten, funktionsfähigen Laptops, Desktop Computern, Druckern, Webcams, die wir mit Hilfe von Henning Schluß, mittlerweile 5 jungen Menschen und weiteren ehrenamtlich Engagierten aufbereiten und dann an Kinder vermitteln, die sie brauchen.
66 Laptops und Computer konnten bereits zu neuem Leben erweckt und an Kinder und Jugendliche verschenkt werden.
Dabei achten wir auf Datenschutz und nutzen open source Programme wie Linux und Open Office.
Jedes Gerät zählt und ermöglicht einem Kind, am Unterricht teilzunehmen. Da es auch über den Lockdown hinaus - in einer sich immer weiter digitalisierenden Welt - in der Familie bleiben wird, ist dies ein nachhaltiges Geschenk, welches nicht nur den Geräten ein zweites Leben ermöglicht, sondern auch einen kleinen Beitrag zu etwas weniger Bildungsungerechtigkeit und mehr ökologische Nachhaltigkeit darstellt.
Habt Ihr Laptops, Computer, Tablets zum Abgeben?
Bitte meldet Euch per Email an und lasst uns wissen, welche Geräte Ihr verschenken wollt!
Ihr habt kein altes Endgerät und möchtet die Aktion trotzdem gern unterstützen?
Manche Geräte brauchen kleinere Zusatzteile, eine Tastatur, einen WLAN-Adapter, eine Maus, etc. - mit einer Geldspende könnt Ihr uns bei der Anschaffung helfen. Meldet Euch gern bei uns: und teilt diesen Aufruf.
Kennt Ihr ein Kind, das dringend ein Endgerät braucht?
Sagt uns Bescheid und wir setzen es mit auf unsere Liste:
Über social media haben wir ebenfalls nach jungen Unterstützer*innen gesucht, denen wir eine kleine Aufwandsentschädigung für ihre Zeit und ihr Engagement gezahlt haben. So konnten wir schnell eine große Menge an Endgeräten aufarbeiten. 6 Jugendliche und mehrere Erwachsene gehörten zum festen Unterstützerkreis.
Ende Januar hatten wir die ersten 100, im Februar 200 und im März bereits 350 Laptops gesammelt, mit einer Gruppe an (jugendlichen) Unterstützer*innen aufgearbeitet und funktionstüchtig gemacht und verteilt.
Heute sind wir bei 473 Laptops (Stand 03.09.20.21), die unbürokratisch, anonym, ohne Bedarfsprüfung oder Ähnlichen an Schüler*innen verschenkt wurden.
Die Geschichten der Schenkenden und Empfänger*innen sind so divers wie unsere Gesellschaft. Wir waren und sind von der Solidarität und dem Zusammenhalt trotz des „social distancing“ begeistert.
Zitat Henning Schluß auf Facebook am 10.03.2021:
„Der 350. Rechner ging an einen Berufsschüler aus Hennigsdorf. Nr. 349 an eine Schülerin des Georg Mendheim Oberstufenzentrums. Es ist wirklich langsam Zeit zum Aufschreiben, wie viel schöne Geschichten es rund um diese Aktion gibt. Da ist das Rentnerehepaar, das sich einen neuen Rechner gekauft hat und sich freut, den alten Laptop einem Kind schenken zu können. Da ist der Informatiker, der vor ein paar Jahren erst auf der Flucht nach Deutschland kam und jetzt sich gern ehrenamtlich engagieren möchte und Geräte wieder fit bekommt, bei denen ich aufgeben hätte. Da sind die Mitarbeiterinnen von Unternehmen, die in ihren Unternehmen rumfragen und immer wieder 4 oder 5 Geräte anbringen. Da ist die Elternvertretung einer Grundschule, die Eltern kennt, bei denen der Schuh drückt, die aber von sich aus nie fragen würden und die so ganz still einen Computer erhalten können. Da ist die Freundin, von der ich lange nichts gehört hatte und die ihren Computer einpackt und ihn herschickt. Da ist die alleinerziehende Mutter, die sich freut, dass sie im Homeoffice und die beiden Kinder in der Schule nun sich nicht mehr in ein Gerät teilen müssen. Es sind die Jugendlichen, die einfach mitmachen und fragen, ob sie wieder einen Rechner umrüsten können. Die Absolventin, die den Computer, der sie das ganze Studium durch begleitet hat, nun abgibt. Die Erzieher_innen in den Wohngruppen, die bislang bei 8 schulpflichtigen Kindern mit 2 Rechnern gut ausgekommen waren. Da sind die Menschen nicht nur in Brandenburg, die sich anstecken lassen und auch solche Aktionen starten, in Weimar, in Königswusterhausen, in Rüdersdorf. Da sind die Mitarbeiterinnen im Kreisjugendring, die fragen, wie können wir helfen und dann geniale logistische Unterstützung bereitstellen. Da ist der Stadtverordnete, der mal eben in seinem Ersatzteillager kramt und heiß begehrte Einzelteile bringt. Da ist der Leiter eines Jugendzentrums, der mal eben ein paar schnelle Festplatten erwirbt, mit denen alte Rechner plötzlich Höchstleistungen vollbringen. Da ist die Unternehmerfamilie die nicht genannt werden möchte und 10 Laptops spendet, weil sie weiß, dass es ihr in der Corona Zeit geschäftlich vergleichsweise gut ging und sie was davon zurückgeben möchte. Da ist die selbständige Computerexpertin, die in ihrem Umkreis nach Rechnern fragt. Da motiviert eine Betriebsrätin mitten in der Tarifauseinandersetzung ihre Standortleitung, sich doch auch an der Aktion zu beteiligen und die macht mit. Da sind Abgeordnete oder eine Schulleiterin die Rechner durch Brandenburg transportieren, bei ihren Dienstwegen. Da ist die Sozialarbeiterin, die den Kindern hilft, sich mit den Computern zurechtzufinden und sich deshalb schnell selbst in Linux einarbeitet. Und ich könnte einfach immer weiter erzählen.... Euch allen sei riesig gedankt und auch denen, die jetzt hier nicht genannt sind. Es ist großartig miterleben zu dürfen, dass die Gesellschaft in Zeiten der physischen Distanz, menschlich auch enger zusammenwachsen kann, dass wir aufeinander achtgeben und rücksichtsvoll miteinander sein können. Dass man auch ohne Geld das Seine dazutun kann. Dass Geräte, die noch funktionieren, nicht einfach weggeschmissen werden müssen, nur weil sie nicht mehr top-aktuell sind, sondern die noch sehr gute Dienste tun. Irgendwie ist die Aktion für mich ein Zeichen, nach dem ich mich lange gesehnt habe. Ein anderes Leben, eine andere Gesellschaft, jenseits des Materialismus ist möglich und sie existiert schon mitten unter uns und wir alle können daran teilhaben. Es tut nicht weh, es ist kein Verlust, sondern eine Bereicherung auf der ganzen Linie.“
Jedes Gerät zählt und ermöglicht einem jungen Menschen, am Distanz-Unterricht und den digitalen Angeboten der Jugend(sozial)arbeit teilzunehmen. Da es auch über den Lockdown hinaus - in einer sich immer weiter digitalisierenden Welt - in der Familie bleibt, ist dies ein nachhaltiges Geschenk, welches nicht nur den Geräten ein zweites Leben ermöglicht, sondern auch einen kleinen Beitrag zu etwas weniger Bildungsungerechtigkeit und mehr ökologischer Nachhaltigkeit darstellt.
Dabei achten wir auf Datenschutz und nutzen open source Programme wie Linux und Open Office.
Wir haben aber nicht nur Laptops verschenkt, sondern auch dabei unterstützt sie zu nutzen. Wir haben einen Workshop "Hands - On! HPI-Cloud und Linux- Basics!" für Schüler*innen und Eltern durchgeführt, eine Unterstützungs-Email-Adresse eingerichtet und unser Mitstreiter Viktor Makowski hat YouTube Tutorials für die Nutzung der Laptops erstellt.
https://www.youtube.com/watch?v=zQzBpVfZDg8
https://www.youtube.com/watch?v=oG2MPBe6bzE&t=8s
https://www.youtube.com/watch?v=SLo0LadRqxM&t=16s
Die Intention dahinter war, klar und niedrigstellig erste Schritte im Umgang mit dem vielen noch unbekannten Betriebssystem darzustellen.
„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“
Das Laptop Projekt illustriert das Aristoteles Zitat sehr schön. Hier wurde die Krise, nicht nur als Krise, sondern auch als Chance verstanden und eine Welle der Solidarität in Gang gesetzt, die sich über den gesamten Landkreis (und darüber hinaus) erstreckt hat. Die Unterstützer*innen und die Beschenkten kommen aus allen Teilen, allen Sozialräumen des Landkreises, inklusive des ländlichen Raumes und allen Generationen. Über dieses Projekt kamen und kommen Menschen online und offline miteinander in Kontakt, die dies vermutlich sonst nie getan haben/hätten.
Der Dokumentarfilm, den wir gedreht haben, soll das sichtbar machen und noch mehr Menschen ermutigen, aktiv zu werden.
https://www.youtube.com/watch?v=jwZSZWIa-iI&t=8s
Der Film wurde durch die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Oberhavel finanziell unterstützt.