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Stellungnahmen/Positionspapiere

11.03.2022

 

Die Brandenburger Jugendverbände stehen an der Seite der Ukraine

 

Der Vorstand des Landesjugendring Brandenburg e.V. bezieht als Interessenvertretung von jungen Menschen Stellung zur Situation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch den Krieg in der Ukraine. Die Kolleg*innen vom Landesjugendring sprechen uns aus dem Herzen und wir können die Positionen und Forderungen nur unterstützen.  

 

Seit 24. Februar 2022 greift die russische Armee großflächig die Ukraine an. Wir sind schockiert und erschüttert über diesen Akt der Aggression. Wir bekunden unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Viele unserer Mitgliedsorganisationen pflegen Kontakte in die Ukraine oder führen internationale Begegnungen nach Mittel- und Osteuropa durch. Wir stehen an der Seite unserer Kolleg*innen und Partner-Organisationen.

 

Wir verurteilen den Angriffskrieg der russischen Regierung, der in eklatanter Weise das Völkerrecht verletzt. Kinder und Jugendliche sind in Kriegen besonders gefährdet. Wir wünschen uns, dass junge Menschen ohne Furcht vor Krieg aufwachsen. Wir fordern die russische Regierung auf, alle Angriffe einzustellen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen und deren territoriale Integrität zu achten. Die Brandenburger Landesregierung und Parlamentarier*innen fordern wir auf, sich für wirksame Sanktionen gegenüber Russland einzusetzen und auf den Stopp des Krieges hinzuwirken.

 

In der Ukraine, aber auch in Belarus und Russland, kämpfen Menschen für Freiheit und Demokratie. Wir bekräftigen unsere Verbundenheit mit ihnen. Es ist ein Krieg der russischen Regierung, nicht der Menschen aus diesen Ländern. Wir wenden uns entschieden dagegen, dass Menschen aufgrund ihrer russischen Herkunft oder Sprache angefeindet und diskriminiert werden.

 

In diesen Tagen suchen Menschen aus der Ukraine auch bei uns in Brandenburg Schutz. Wir heißen sie herzlich willkommen. Es braucht eine unbürokratische und schnelle Aufnahme dieser Menschen. Auch wenn wir uns in einer Krisensituation befinden, ist die Einhaltung der Rechte nach der UN-Kinderrechtskonvention bei der Aufnahme unabdingbar. Besonders Aspekte des Schutzes junger Menschen müssen gewährleistet werden.

 

Weiterhin bekräftigen wir, dass alle Menschen, die vor dem Krieg fliehen, Schutz erhalten müssen. Es dürfen keine Unterscheidungen nach Pass und Aufenthaltsstatus gemacht werden. Dies würde im schlimmsten Falle dazu führen, dass Fluchtgemeinschaften auseinandergerissen werden. Das muss unbedingt verhindert werden.

 

Bei aller notwendigen Hilfe für Menschen aus der Ukraine dürfen auch andere Schutzsuchende nicht vergessen werden. An der Küste des Mittelmeers sterben jeden Tag Menschen. Die Unterdrückung und Verfolgung in Afghanistan dauern an. Die Einwanderungspolitik der EU legt fest, wer es wert ist zu leben und zu sterben. Diese rassistische Praxis muss beendet werden.

 

Der Krieg wird nicht ohne Folgen für die seelische Gesundheit junger Menschen bleiben. Geflüchtete Kinder und Jugendliche werden von Traumata betroffen sein oder Retraumatisierung erleiden. Durch die anhaltende Präsenz des Themas in ihrem Umfeld sowie den Medien entstehen auch bei anderen jungen Menschen Belastungen und Ängste. Diese Situation ist ernst zu nehmen und muss angemessen aufgefangen werden. Gesprächsangebote, die altersgerechte Einordnung der Geschehnisse und Austauschmöglichkeiten müssen flächendeckend in Schule, Jugendhilfe- und Beratungsangebote integriert werden. Unterstützungs- und Fortbildungsangebote für pädagogische Fachkräfte, Lehrer*innen, aber auch Ehrenamtliche sind zu fördern.

 

Nach den bisherigen Wellen der Corona-Pandemie steht das System der Kinder- und Jugendhilfe in den nächsten Monaten vor einer weiteren großen Anstrengung. Wir sehen die Herausforderungen, die vor uns liegen und wollen dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche gut unterstützt, wirksam geschützt und beteiligt werden. Hierbei übernehmen auch wir Verantwortung und werden das Land Brandenburg nach allen Möglichkeiten unterstützen.

 

Positionspapier herunterladen

 

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11.11.2020

 

Überlegungen zum Untersagen der Angebote der Jugend(verbands)arbeit für junge Menschen ab 14 Jahren nach SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung gemeinsam mit unserem Vorstand auf Papier gebracht 

 

Während die Bundeskanzlerin und die Regierungschef*innen der Länder am 28.10. den Beschluss gefasst haben, dass auch im Lockdown light die "Einrichtungen der Sozial- und Jugendhilfe sowie vergleichbare Beratungseinrichtungen geöffnet bleiben", entschied die Landesregierung in Brandenburg am 30.10.2020, dass „Angebote der Jugendarbeit nach den §§ 11 und 12 des Achten Buches Sozialgesetzbuch für Personen ab dem vollendeten 14. Lebensjahr“ untersagt sind. Das heißt, dass bis mindestens 30.11.2020 alle Angebote der Jugend(verbands)arbeit für Zielgruppen ab 14 Jahre wegfallen.

 

Wir verstehen, dass die Entwicklung der Pandemie schnelle Entscheidungen fordert, die sich unsere Landesregierung sicherlich nicht einfach macht. Die aktuelle Situation ist für alle Entscheidungsträger*innen neu und auf bereits bestehende Erfahrungen kann nicht zurückgegriffen werden. Gerade deswegen finden wir es wichtig, zurückzuspiegeln, was einige Entscheidungen für unser Arbeitsfeld – die Kinder- und Jugendarbeit bedeuten.

 

Wir haben vollstes Verständnis für die Notwendigkeit der Unterbrechung von Infektionsketten. Die unterschiedliche Behandlung von schulischer und außerschulischer Bildungs-/Jugendarbeit sowie von Kindern und Jugendlichen bis 14 und jungen Menschen ab 14 Jahren können wir aber weder fachlich nachvollziehen noch der Zielgruppe gut vermitteln.

 

Warum wir diese Regelung schwierig finden und was sie unserer Meinung nach für die jungen Menschen und die Arbeit an der Basis bedeutet, könnt Ihr hier lesen.

 

in der Welt verorten

 

Diskussionsbedarf? Kontaktiert uns gern unter  

 

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20.09.2020

 

fahrrad

 

Für eine kind-und jugendgerechte Verkehrsplanung jetzt!

 

Wir waren heute in Oranienburg bei der critical mass - Kinder aufs Rad dabei... Die kleinen und großen Kinder haben mit viel Freude eigene Straßenschilder entworfen und damit Ihrem Wunsch nach u.a. mehr Freiraum, Rücksicht und Sicherheit Ausdruck verliehen.

 

Der Straßenraum ist nicht nur ein Ort zur Fortbewegung. Straßen können und müssen auch als Sozialraum, also als Ort der Begegnung, der Entdeckung und des Spielens, gedacht und gemeinsam gestaltet werden.

Während das Auto für viele Erwachsene vor allem Unabhängigkeit bedeutet, ist es für Kinder und Jugendliche oftmals gerade das Gegenteil. Weil das Fahrradfahren durch das sich ständig erhöhende Pkw-Aufkommen für viele junge Menschen zu gefährlich geworden und der ÖPNV nur unzureichend ausgebaut ist, sind sie auf einen Erwachsenen als Fahrer*in angewiesen. Kinder und Jugendliche sind in den letzten 20 Jahren verkehrstechnisch in hohem Maße abhängiger geworden.

 

Dies hat zur Konsequenz, dass Freizeitaktivitäten, Lernen, Bewegung und Spielen immer mehr an (institutionalisierten) Orten außerhalb der eigenständigen Erreichbarkeit stattfinden und sich Kinder immer seltener und/oder später im Leben ihre Umwelt selbständig aneignen. Die Folgen sind dramatisch, denn Kinder, die ihre Wege nicht selbständig gehen dürfen oder können, zeigen eine verminderte feinmotorische Geschicklichkeit, geringere körperliche Beweglichkeit, verminderte Selbstständigkeit und Ausdauer sowie weniger soziale Kontakte.

 

Eine kind- und jugendgerechte Verkehrsplanung muss diesen Entwicklungen entgegentreten. Das übergeordnete Ziel muss es sein, Kinder und Jugendliche zu befähigen, selbständig ihre Umwelt zu erkunden und sich den öffentlichen Raum (und damit vor allem auch die Straße) ohne allzu großes Risiko selbstständig und spielerisch anzueignen. Auch eine bessere Luft- und Lebensqualität einer Fahrradstadt ist ein nicht zu vernachlässigendes Argument für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik.

 

Soll die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Verkehr erhöht werden, muss die Verkehrspolitik die Bedürfnisse zu Fuß gehender, radfahrender und Bus- und Bahn nutzender Menschen stärker berücksichtigen.

 

Wir fordern daher:

 

• Ein sicheres, durchgängiges und engmaschiges (Schul-)Radwege-Netz, denn eine kindersichere Radinfrastruktur ermöglicht angstfreies Radfahren für Menschen jeden Alters.

 

• Einen flächendeckend ausgebauten ÖPNV (auch am Wochenende und den Abendstunden), der es auch jungen Menschen im ländlichen Raum ermöglicht, auf den privaten PKW zu verzichten.

 

• Einen kostenfreien Schüler*innentransport. Der Landkreis OPR zeigt, dass dies möglich ist. Dort haben alle Schüler*innen ab diesem Schuljahr das Recht auf eine beitragsfreie Beförderung zur Schule.

 

• Echte und regelmäßige Kinder- und Jugendbeteiligung beim Thema Verkehrsplanung sowie die Einführung einer "Kinderfreundlichkeitsprüfung" bei allen zukünftigen Planungen des öffentlichen Raums.

 

• Die Nutzung aller Möglichkeiten, die schon begonnene Politik der Verkehrsberuhigung konsequent fortzuführen. Am besten ist natürlich die Schaffung verkehrsfreier Bereiche. Wo dies nicht möglich ist, sind Tempo-30-Zonen, Spielstraßen, Sperrung von Straßen für Durchgangsverkehr Maßnahmen, die einen sehr positiven Beitrag zur Verbesserung der Situation von Kindern leisten.

 

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22.09.2020

 

Klimaschutz, Ressourcenschonung, Tierwohl, Gesundheit, Gerechtigkeit…

Zeit zu Handeln – unsere Verpflegungsphilosophie

Als Dachverband der Kinder- und Jugendarbeit positionieren wir uns ganz klar für eine klimafreundliche, globalgerechte, umweltfreundliche und natürlich auch gesunde Ernährung.

Außerschulische Jugendbildung ist ein wichtiger Bereich unserer Arbeit und somit auch Klima- und Naturschutz. Kinder und Jugendliche fordern auf unseren Veranstaltungen immer wieder die Themen Massentierhaltung, Tierschutz und Naturschutz ein.

Wir finden, es gibt viele Gründe vegetarisch oder vegan zu essen.

 

Dein Teller ist politisch

Deshalb haben wir uns bereits 2018 bewusst dafür entschieden, auf unseren Veranstaltungen ausschließlich vegetarisches oder veganes Essen anzubieten. Damit wollen wir nicht etwa lokale Biofleischbauern boykottieren, sondern vor allem Alternativen zum gedankenlosen Fleischkonsum aus industrieller Produktion aufzeigen.

« Essen ist Privatsache. Niemand hat das Recht, mir vorzuschreiben, was auf meinen Teller darf und was nicht » hören wir ganz oft. Natürlich kann jede*r frei entscheiden, was und wie viel gegessen werden will.

Wir haben uns entschieden, auf von uns organisierten und finanzierten Veranstaltungen, eine fleischlose Ernährung anzubieten und möchten euch das hier erläutern.

 

Es ist an der Zeit

Als Träger der lokalen Tafelrunde Oberhavel haben wir uns viel mit gesunder Ernährung beschäftigt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen maximalen Fleischkonsum von 300-600 Gramm pro Woche.

Auf unseren Veranstaltungen bieten wir selten Vollverpflegung, sondern wollen euch bei eurer Arbeit und atmosphärisch unterstützen, um einen attraktiven Austausch zu ermöglichen. Eine leichte Kost unterstützt die Arbeitsfähigkeit im Tagesverlauf. Die genannten 300-600 Gramm müssen also unserer Meinung nach nicht unbedingt auf unsere Veranstaltung fallen, sondern können - so es gewünscht wird - an jedem anderen Tag der Woche konsumiert werden.

 

Umweltprobleme vermeiden

Wir positionieren uns ganz klar gegen Massentierhaltung. Diese Art der Fleischproduktion zielt darauf ab, Fleisch so kostengünstig und schnell wie möglich zu erzeugen. Auf das Tierwohl wird dabei nur sehr wenig bis gar keine Rücksicht genommen. Damit sich Krankheiten und Tierseuchen, die aufgrund der gedrängten Haltung stark begünstigt werden, nicht ausbreiten, werden zusätzlich mit dem Futter Antibiotika verabreicht. So gelangen mit der Gülle, die als Dünger auf die Felder gebracht wird, große Mengen von Nährstoffen, Hormonen und Medikamenten in die Gewässer und schädigen somit die im Wasser lebenden Pflanzen und Tiere und verunreinigen das Grundwasser. Es entstehen große lokale Umweltprobleme, wie die Trinkwasserbelastung durch Nitrate oder Überdüngung der Gewässer, die bis zum Artensterben in den Meeren führen können.

Durch den massiven Antibiotika-Einsatz in den Stallanlagen entwickeln unsere Körper Resistenzen. Relativ harmlose bakterielle Infektionen können so unter Umständen nicht mehr behandelt werden. Darüber hinaus kann der Konsum von Fleisch zu Bluthochdruck und zu hohen Cholesterinwerten führen. Auch die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes, einem Herz- oder Schlaganfall zu erkranken ist weitaus höher als bei vegetarisch oder vegan lebenden Menschen. Verarbeitetes Fleisch wie Wurst und Schinken wurde von der Weltgesundheitsorganisation WHO als krebserregend eingestuft.

 

Verschwendung und globale Ausbeutung

Die industrielle Fleischproduktion ist oft mit globaler Ausbeutung verbunden: Ein sehr großer Anteil der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche, wird für den Futtermittelanbau (z.B. Soja) und Weideland für Fleischexporte benötigt. Diese fehlen der lokalen Bevölkerung, um selbständig auf eigenem Land ihre Lebensmittel zu produzieren. Große Waldflächen werden gerodet, um dort Soja anzubauen. So werden zum Beispiel 83 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen für Weideflächen für die Tiere und Futtermittel verwendet. 75 Prozent des Sojas landen beispielsweise in den Futtertrögen der Tiere. Unserer Meinung nach ist das eine unfassbare Verschwendung von Lebensmitteln (und Leben), während unzählige Menschen noch immer verhungern!

Ein Jahr lang täglich duschen – so viel Wasser wird für die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch verschwendet! In wasserarmen Ländern führt die Bewässerung dieser Felder oft zu Wassermangel für die lokale Bevölkerung. Die industrielle Fleischproduktion führt somit zu massiven Umweltzerstörungen und dazu, dass Menschen in vielen Ländern gezwungen werden, teure importierte Lebensmittel zu kaufen, anstatt sie unabhängig produzieren zu können.

Da war doch was? Den Klimawandel gibt es wirklich

Den Klimawandel treibt sicherlich nicht eine einzelne Kuh mit ihren Methanausscheidungen an. Wenn aber das Methan aller Kühe aus der Massentierhaltung weltweit zusammengerechnet wird, spielt das eine große Rolle bei der Klimaerwärmung. Denn Methan trägt 23-fach stärker zur Erderwärmung bei als Kohlenstoffdioxid.

Circa 14,5 Prozent der globalen Treibhausgase werden von der Tierwirtschaft verursacht – das ist mehr als der gesamte Verkehrssektor zusammen!

Werden die Kosten aller Umweltschäden aus der industriellen Tierhaltung zusammengerechnet, ist das Billighühnchen eigentlich ganz schön teuer. Bezahlen werden das die Menschen der nächsten Generationen und ärmere Menschen in anderen Ländern.

Dass diese Themen auch junge Menschen in Oberhavel beschäftigen, zeigt uns das Engagement von Gruppen wie Fridays For Future Oranienburg, Friday for Future Hohen Neuendorf oder Meet über Meat aus Zehdenick.

 

Es gibt durchaus viele weitere Argumente gegen den Fleischkonsum aus der Tierethik und Gesundheitsforschung. Gerne diskutieren wir das bei Bedarf auf einer Veranstaltung!

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30.07.2020

 

Corona Chroniken“  veröffentlicht

 

"Jugendarbeit verankert, aktiviert, verbindet, bildet und überrascht" – sagt der Fachverband Jugendarbeit / Jugendsozialarbeit Brandenburg e. V. sehr richtig. 

 

Sozialpädagogische Fachkräfte haben auch während der Corona Krise und Kontaktbeschränkungen Kinder und Jugendliche in Oberhavel individuell begleitet und unterstützt.

 

Chroniken

 

Wie? Das haben wir in den „Corona Chroniken - Jugend(sozial)arbeit und Sozialarbeit an Schule in Oberhavel während Corona und der Kontaktbeschränkungen“ festgehalten.

 

In dem Papier zeigen wir beispielhaft, welche alternativen Formate der Jugend(sozial)arbeit/Sozialarbeit an Schule die Fachkräfte in Oberhavel mit den Schließungen der Einrichtungen entwickelt und genutzt haben und inwiefern die Digitalisierung die Kinder- und Jugendarbeit vor Ort auch „nach Corona“ sinnvoll erweitern kann.

 

Chroniken

 

Fakt ist aber, dass das Digitale nicht die analoge Welt und der online Kontakt die analoge Beziehungsarbeit nicht ersetzen kann. Für eine gelingende Kinder- und Jugendarbeit braucht es auch Präsenzangebote, Orte, Personen, Kontakte zu Gleichaltrigen und Fachkräften, Begegnung, Begleitung und selbstgestaltete Freiräume.

 

Aus der Erfahrung der letzten Monate lassen sich zusätzlich zur unstreitbar notwendigen Ausfinanzierung von Angeboten der Jugend(sozial)arbeit weitere wichtige Schlüsse ziehen und Herausforderungen für die nächsten Monate und mögliche zukünftige Krisensituationen formulieren.

 

Auch diese findet Ihr hier im Text.

 

Chroniken

 

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30.07.2020

 

Wir bleiben dran!

 

Nicht nur aber auch wegen Corona bleiben wir dran am Thema Suchtprävention und Konsumkompetenz!

 

Wir werden am 18.08. eine Beschlussvorlage zur Schaffung einer Fachstelle für Konsumkompetenz und die Bereitstellung der dafür notwendigen Mittel in den Jugendhilfeausschuss einbringen. Gern stehen wir für vorbereitende Gespräche zur Verfügung.

 

Suchtprävention

 

Gestern veröffentlichte die DAK-Gesundheit eine Studie, die genau das bestätigt, was wir befürchtet und erwartet hatten "Corona: Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen stark gestiegen".

"Schon die ersten Ergebnisse der Präventionsoffensive 'Mediensucht 2020' der DAK-Gesundheit in Zusammenarbeit mit Suchtexperten des Hamburger Universitätskrankenhauses Eppendorf (UKE) sind alarmierend.

 

'Hochgerechnet auf die Bevölkerung ist bei fast 700.000 Kindern und Jugendlichen das Gaming riskant oder pathologisch', sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Der Corona-Lockdown mit Homeschooling, Kontaktverbot zu Freunden und viel Freizeit scheint diese Entwicklung verstärkt zu haben. Allein die Spielzeit am Computer ist im Vergleich zum Herbst 2019 um 75 Prozent gestiegen."

 

Suchtprävention

 

Mehr Informationen findet Ihr hier

 

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11.06.2020

 

Forderungspapier und Petition veröffentlicht: "Stell Dir vor die Welt ist digital und Du kommst nicht rein"

 

 

WLAN

 

Gemeinsam mit 6 anderen Jugendringen, dem Landesjugendring Brandenburg e.V. und dem Arbeitskreis der Stadt- und Kreisjugendringe haben wir heute ein Forderungspapier veröffentlicht, da wir mit Besorgnis beobachtet haben, dass Kinder und Jugendliche in Gemeinschaftsunterkünften oftmals keinen Zugang zum Internet haben und damit von ihrem Recht auf Bildung (u.a. während der Corona Krise) systematisch abgeschnitten sind.

 

Das gesamte Forderungspapier findet Ihr hier

 

Stimmt Ihr mit uns überein? Dann unterzeichnet hier unsere Petition und sprecht mit Euren Abgeordneten, damit schnell Abhilfe geschaffen wird.

 

 

Imaginez que le monde est numérique - et vous ne pouvez pas entrer ! Internet est un droit humain ! 

--> version française

 

Imagine the world is digital – and you can't get in! Internet is a human right!

--> englisch version 

 

Представьте, что мир онлайн - и вы не можете войти! Интернет - это право человека!

--> Русская версия

 

 

!ناونع ھب تنرتنیا رشب قوقح !

نسخه فارسی را می توانید اینجا پیدا کنید

 

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07.04.2020

 

Forderungspapier: Wir haben Platz! Aufnahme von jungen Geflüchteten aus Griechenland jetzt!

 

Derzeit erleben wir täglich, wie wichtig Solidarität und gemeinsames Handeln sind. Doch nicht alle Menschen in Europa erfahren derzeit diese Solidarität. Dazu zählen die mehr als 40.000 Schutzsuchenden auf den griechischen Inseln. Unter ihnen viele junge Menschen. Die Situation in den Lagern war schon vor dem Ausbruch der Pandemie menschenunwürdig. Das Fehlen jeglicher Infrastruktur, um die grundlegendsten Hygienestandards einzuhalten, macht die Situation in den Lagern lebensgefährlich!

 

Gemeinsam mit dem Landesjugendring Brandenburg e.V. sagen wir, wir haben Platz und fordern die Aufnahme von jungen Geflüchteten aus Griechenland jetzt!

 

Das gesamte Forderungspapier findet Ihr hier 👉 bit.ly/2V9JXlR

 

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29.01.2020

 

Positionspapier zur Situation der Suchtprävention im Landkreis Oberhavel im Jugendhilfeausschuss vorgestellt

 

Am gestrigen Dienstag den 28.01.2020 haben wir unsere Stellungnahme zur aktuellen Situation der Suchtprävention im Landkreis Oberhavel vorgestellt.

 

Die neuesten (medial) bekannt gewordenen Fälle, wie der 15 jährige Schüler, der Anfang Dezember gemeinsam mit einer gleichaltrigen Schülerin an einer Hennigsdorfer Schule mit weißem Pulver, einer Waage und Bargeld aufgegriffen wurde (die Märkische Allgemeine berichtete)  oder  der 16 jährige Jugendliche, der mit mehr als 2 Promille ins Krankenhaus eingeliefert werden musste (der Oranienburger Generalanzeiger berichtete) oder aber die Information, dass an einer Grundschule im Landkreis Chrystal Meth gefunden wurde, zeigen die Brisanz und die Notwendigkeit, dass sich landkreisweit mit dem Thema Suchtprävention beschäftigt wird. 

 

Die Ergebnisse der der Studie „Smart Aufwachsen 2019?“ unterstreichen unsere Position, dass nicht nur stoffgebundene Süchte unserer Aufmerksamkeit bedürfen, sondern auch übermäßiger Konsum digitaler Medien stärker in den Fokus von suchtpräventiven Maßnahmen genommen werden muss. "Gleich eine ganze Reihe von Krankheitssymptomen führen Kinderärztinnen und -ärzte auf übermäßigen Medienkonsum zurück. Dazu gehören laut Befragung Übergewicht, soziale Auffälligkeiten, motorische Defizite und Lernentwicklungsstörungen."

 

Prävention? Hoher Bedarf in Oberhavel!
 

Aus Oberhavel werden diese Entwicklungen durch die sozialpädagogischen Fachkräfte gespiegelt. In einer Umfrage (2019) gaben 40 Prozent an, in ihrer Arbeit täglich mit dem Thema Sucht konfrontiert zu sein. Einen hohen Bedarf sehen die Fachkräfte in der Präventionsarbeit zu sozialen Medien, Cannabis, Alkohol und Online Gaming.


Aber wie steht es um die Prävention in Oberhavel?


In der gleichen Umfrage wurde deutlich, dass den Fachkräften in Oberhavel keine ausreichenden suchtpräventiven Angebote zur Verfügung stehen und die Suche nach suchtpräventiver Fachberatung bis zu drei Monate dauert. Präventionsangebote können die Kolleg*innen des DRK zwar punktuell, aber bei Weitem nicht dem Bedarf entsprechend leisten.


Demzufolge besteht derzeit im Landkreis kein adäquates Angebot für junge Menschen, sich mit den Risiken aller stoff- und stoffungebundenen Süchte auseinanderzusetzen bzw. bei bereits bestehenden stoff- und stoffungebundenen Süchten qualifizierte Hilfe und Unterstützung holen zu können.


Die aktuelle Versorgungssituation mit 1,7 Stellen für die Drogen- und Suchtberatung aller Menschen im Bereich illegale Drogen und 2,5 Stellen für den Bereich der legalen Drogen im Landkreis ist gemessen an den von den Fachkräften gemeldeten Bedarfen, der aktuellen Entwicklung im Landkreis und fachwissenschaftlichen Empfehlungen absolut nicht ausreichend.

 

Konsumkompetenz erwerben: konsequent und glaubhaft


Auch wenn wir präventive Maßnahmen befürworten und einfordern, birgt der Begriff Prävention eine Zugangsschwelle in sich. Prävention (lateinisch praevenire „zuvorkommen“, „verhüten“) bezeichnet Maßnahmen zur Abwendung von unerwünschten Ereignissen oder Zuständen und fokussiert somit auf das Negative, „Böse“. Suchtprävention wird im öffentlichen Diskurs auch immer noch mit illegalen Drogen assoziiert, wir jedoch möchten die gesamte Bandbreite möglichen Suchtverhaltens thematisieren.

 

Der Kreisjugendring Oberhavel e.V. wünscht sich deshalb die Schaffung einer Fachstelle für Konsumkompetenz an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Gesundheit, die vor allem die Zielgruppe Kinder und Jugendliche bis 27 und alle Süchte in den Fokus nimmt.

 

Unser gesamtes Positionspapier finden Sie hier

 

Damit qualitativ hochwertige Suchtprävention im Alltag wirklich gelebt werden kann, braucht es gesicherte personelle und finanzielle Ressourcen. Als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe muss Suchtprävention in den Arbeitsfeldern der Jugendhilfe, in Schulen und Jugendclubs, in Ausbildungsstätten und Betrieben, in Sportvereinen und in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens als verbindlicher Bestandteil von Konzepten und Rahmenvereinbarungen verankert sein. 

 

Wir werden uns im Jugendhilfeausschuss und in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung dafür einsetzen, dass die zu schaffende Fachstelle für Konsumkompetenz mit ausreichend Personalstellen ausgestattet und nachhaltig strukturell gefördert wird. Wir haben bereits gestern im Jugendhilfeausschuss darauf hingewiesen, dass die nötigen finanziellen Mittel in den kommenden Haushaltsdebatten mit eingeplant werden müssen. 

 

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22.07.2019

 

Nein zu Sanktionen für die Friday for Future!

Ja zur konsequenten Umsetzung des Rahmenlehrplans der Berliner und Brandenburger Schulen!

 

Mit Erschrecken haben wir erfahren, dass in Mannheim Eltern schulpflichtiger Kinder einen Bußgeldbescheid über 88,50 € erhalten haben, weil sich deren Kinder während zwei Unterrichtsstunden an den FFF Klimastreik beteiligt hatten.

Wir erklären uns solidarisch mit der Fridays-For-Future Bewegung in Mannheim, in Oberhavel und überall auf der Welt.

Unser gesamtes Positionspapier findet Ihr hier

 

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25.06.2019

 

Offener Brief an alle Abgeordneten des Kreistags des Landkreis Oberhavel

 

Am 24.06.2019 haben wir einen offenen Brief an alle Abgeordneten des Kreistags geschickt, in dem wir die Wahlforderungen der Kinder und Jugendlichen aus dem Landkreis Oberhavel  weitergeben. Wir fordern die Politiker*innen darin auf, als Abgeordnete der Gemeindevertretungen und des Kreistages die Forderungen der Kinder und Jugendlichen ernst zu nehmen und sich intensiv ihrer konkreten Umsetzung zu widmen.

 

Den ganzen Brief findet Ihr hier 

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12.04.2019

 

Der Landesjugendring Brandenburg e.V. erklärt seine Solidarität mit „Fridays for Future“

 

Auch diesen Freitag werden wieder Jugendliche für ihre Zukunft auf die Straße gehen. Der Hauptausschuss des Landesjugendring Brandenburg e.V. hat am 11. April 2019 eine Solidaritätserklärung gegenüber „Fridays for Future“ verabschiedet.

 

Seit Ende letzten Jahres treten Freitag für Freitag Schüler*innen in beispielloser Art und Weise unter dem Motto „Fridays for Future“ für ihre Zukunft ein und fordern eine andere und bessere Klimapolitik. Es wird deutlich, dass junge Menschen genau verstehen, dass ihre persönliche Zukunft vom Klimawandel betroffen sein wird. Sie sind nicht bereit, die Folgen der aktuellen Klimapolitik hinzunehmen.

 

Der Landesjugendring Brandenburg e.V. erachtet die Demonstrationen daher als notwendigen Schritt sowie als ein Zeichen lebendiger Demokratie. Die Bewegung ist ein Positivbeispiel demokratischer Meinungsbildung und außerparlamentarischer Willensbekundung der jungen Generation. Viele der Demonstrierenden dürfen noch nicht wählen und haben keine anderen Möglichkeiten, für ihre Themen politisch aktiv zu werden. Junge Menschen informieren sich, organisieren sich und übernehmen politische Verantwortung. Dafür verdienen die Jugendlichen Anerkennung und Respekt. Ihr Engagement ist ernst zu nehmen und zu unterstützen!

 

Deshalb hat der Landesjugendring Brandenburg e.V. folgende Erklärung verbschiedet:

 

Der Landesjugendring Brandenburg e.V. begrüßt Anliegen und Aktionsformen von „Fridays for Future“ und erklärt seine Solidarität mit der Jugendbewegung. Die regelmäßig stattfindenden Demonstrationen sollten Schüler*innen nicht versagt oder unter Androhung von Ordnungsmaßnahmen unterbunden werden.

Die Mitgliedsorganisationen des Landesjugendring Brandenburg e.V. sowie deren Untergliederungen erklären sich bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten lokale Demonstrationsgruppen der „Fridays for Future“-Bewegung, sofern von ihnen gewünscht, zu unterstützen. Dies kann zum Beispiel durch inhaltliche Beratung oder materiell, etwa im Bereitstellen von Räumlichkeiten oder technischer Ausstattung erfolgen.

 

Der Landesjugendring Brandenburg e.V. fordert die Landespolitik und die Landesregierung auf, dem Recht auf freie Meinungsäußerung klare Priorität einzuräumen, den Teilnehmer*innen der „Fridays for Future“-Bewegung, den Rücken zu stärken und vor allem ihre Anliegen ernst zu nehmen.

 

 

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26.02.2019

 

Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit: Fachliche Positionierung und fachpolitische Forderungen

 

Der Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit hat sich im März 2016 mit dem Ziel gegründet, eine bessere Sichtbarkeit und Vertretung des Feldes insbesondere auf Bundesebene zu sichern und eine bundesweite Plattform für die fachliche Auseinandersetzung, Diskussion und Weiterentwicklung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland zu schaffen. Ergebnis dieses Diskussionsprozesses ist die Festlegung einer gemeinsamen Ausgangsposition, die der Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit nun vorlegt und als Einladung zu weiterer Diskusion versteht.

 

Das Positionspapier wurde – ausgehend von einer Fachtagung in Mannheim 2018 – von vielen Kolleg/-innen aus der Praxis in kommunaler und freier Trägerschaft, auf lokaler, Landes- und Bundesebene sowie der Wissenschaft entwickelt und formuliert, in einem weiteren Arbeitstreffen in Leipzig 2018 als Entwurf abschließend diskutiert und liegt nun in der Endfassung vor.

 

1. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein Ort für alle jungen Menschen

 

Fachliche Positionierung: Offene Kinder- und Jugendarbeit setzt sich für die Interessen und Bedarfe aller jungen Menschen ein, für Mädchen und Jungen, für junge Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten, verschiedener kultureller und religiöser Milieus, für junge Menschen mit und ohne Behinderung und unterschiedlicher sozialer Schichten. Die Jugendphase hat sich entgrenzt: Jugendtypische Themen und Entwicklungsschritte haben sich altersmäßig nach vorne und der Einstieg in ein ökonomisch eigenständiges Leben zugleich erheblich nach hinten verlagert. Vor diesem Hintergrund ist von einem Bedarf an biographischer Orientierung und Unterstützung, aber auch an nicht-kommerziellen jugendkulturellen Angeboten auch in der Gruppe der jüngeren und älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen auszugehen. In diesem Sinne wird in diesem Papier zusammenfassend von jungen Menschen gesprochen.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Die vielfältigen Zielgruppen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit brauchen für ein entsprechend differenziertes Angebot im Hinblick auf Lebenslagen, Themen und (Zeit)-Ressourcen eine stabile räumliche, personelle und finanzielle Ausstattung. Die Möglichkeit, unterschiedliche Gruppen ansprechen zu können, eröffnet auch Raum für eine Begegnung dieser Gruppen und kann zu einer entsprechenden Vergemeinschaftung und Entwicklung von Toleranz und Akzeptanz beitragen.

 

2. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein eigenständiger Sozialisationsort

 

Fachliche Positionierung: Offene Kinder- und Jugendarbeit versteht sich als eigenständiger Sozialisationsort, der junge Menschen in den anspruchsvollen Prozessen des Aufwachsens begleitet, umfassend Beteiligung ermöglicht und zumutet und Subjektbildungsprozesse befördert. Sie ist dabei ein Ort an dem ohne Leistungsdruck und ohne (schul- und arbeitsmarktorientierte) Verwertungslogiken, eigene Interessen erkannt und verfolgt werden können. Sie ist ein Ort an dem junge Menschen auch mit eigensinnigen Vorstellungen experimentieren und gesellschaftliche Erwartungen und Bedingungen in Frage stellen können.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Offene Kinder- und Jugendarbeit ist im Sinne einer verlässlichen Infrastruktur flächendeckend einzurichten und zu finanzieren. Einer zunehmend schul-, arbeitsmarkt- und projektorientierten Finanzierung und Orientierung ist eine Absage zu erteilen. Kooperationspartner/-innen, wie auch Träger respektieren, dass die Offene Kinder- und Jugendarbeit den Interessen und Bedürfnissen junger Menschen verpflichtet und die Teilnahme an ihrem Angebot freiwillig ist und Diskontinuität ermöglicht.

 

3. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein selbstbestimmter Freiraum

 

Fachliche Positionierung: Junge Menschen brauchen unverzweckte und selbstbestimmte Freiräume neben den die Lebensphase stark bestimmenden Institutionen Schule, Ausbildung und Universität. Es bedarf Phasen des „Nichts-Tun-Müssens“, des Innehalten-Könnens, des spielerischen, kreativen oder sportlichen Tuns, der Begegnung und Vergemeinschaftung mit Gleichaltrigen, des freiwilligen und selbstbestimmten Verfolgens, Entwickelns und der Auseinandersetzung mit eigenen Interessen und Vorstellungen. Solche Freiräume sind für die Entwicklung eigener Ideen, Orientierungen und Fähigkeiten zur Verarbeitung von Erfahrungen und Entwicklungsanforderungen der Lebensphase Kindheit und Jugend zentral. Offene Kinder- und Jugendarbeit versteht sich als ein solch unverzweckter und selbstbestimmter Freiraum.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Offene Kinder- und Jugendarbeit bedarf großer Handlungsspielräume bezogen auf Situationen, Inhalte und Themen. Der so genannte Offene Bereich ist als zentraler und unabdingbarer Bestandteil ihrer Arbeit anzuerkennen und entsprechend fachlich und finanziell abzusichern, auch wenn es um die Förderung selbstorganisierter Jugendinitiativen geht.

 

4. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein (Erfahrungs-) Raum gelebter Demokratie

 

Fachliche Positionierung: Offene Kinder- und Jugendarbeit versteht sich als Erfahrungsraum gelebter Demokratie. Sie erkennt alle jungen Menschen als vollwertige (mündige) Gesellschaftsmitglieder und als Träger/-innen von Rechten an und sichert ihre Teilnahme und Teilhabe an Gesellschaft. Sie gibt aber auch Raum, bestehende gesellschaftliche Normen und Entwürfe zu diskutieren. In diesem Sinne gestaltet sie ihre Institutionen und ihren Alltag konsequent partizipatorisch-demokratisch: Sie macht den Alltag und die Institution selbst zum Gegenstand partizipatorisch-demokratischer Aushandlungsprozesse. Sie trägt mit den Heranwachsenden, aber auch mit der Kommune, ihren Bürger/-innen, ihrer Politik und Verwaltung, sowie mit Trägern Konflikte aus und verankert Selbst- und Mitbestimmungsrechte strukturell und vor Ort. Mit ihrem gesetzlichen Auftrag (§ 11 SGB VIII) und ihren Strukturcharakteristika der Freiwilligkeit und Offenheit ist sie wie fast kein anderes Handlungs- und Sozialisationsfeld besonders geeignet, junge Menschen in ihrem politischen Handeln zu unterstützen.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Offene Kinder- und Jugendarbeit ist als Teil einer demokratischen, kommunalen Infrastruktur anzuerkennen, die im Sinne einer alltäglich erlebbaren Partizipation Demokratiebildung ermöglicht. Hierzu bedarf es einer entsprechenden Akzeptanz und Konfliktfähigkeit auch auf Seiten von Kommunen und Trägern, die junge Menschen als mündige Bürger/-innen mit ihren Anliegen ernst nehmen. Dies schließt mit ein, dass sie junge Menschen nicht in erster Linie unter einer Defizitperspektive betrachtet (z.B. als ‚Störer/-innen des öffentlichen Raumes`), sondern dahinterstehende Bedarfe anerkennt (z.B. nach Treffpunkten und Sichtbarkeit). Offene Kinder- und Jugendarbeit agiert hier in einer unterstützend-vermittelnden Funktion, die einer fachlichen und finanziellen Absicherung bedarf, damit auch spontan Themen und Anliegen junger Menschen aufgegriffen werden können. Fachkräfte der OKJA müssen für diese Rolle sensibilisiert, qualifiziert und ermächtigt werden.

 

5. Offene Kinder- und Jugendarbeit nimmt an den digitalen Lebenswelten junger Menschen teil

 

Fachliche Positionierung: Digitale Medien und Netzwerke sind Teil der Lebenswelt und des Alltages junger Menschen. Im Sinne lebensweltorientierten und partizipatorischen Arbeitens ist ihre Nutzung notwendiger und selbstverständlicher Bestandteil Offener Kinder- und Jugendarbeit. Die Einbeziehung digitaler Räume eröffnet (neue) Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit, der Kontakt- und Beziehungspflege sowie der Vergemeinschaftung, der Beratung und Informationsbeschaffung, der kreativen und jugendkulturellen Arbeit, der politischen Einmischung und Bildung. Einen (auch kritischen) Umgang mit digitalen Medien können sich junge Menschen über eine anwendungsorientierte und in den Alltag Offener Kinder- und Jugendarbeit eingebettete Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken aneignen.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Es bedarf einer fachlichen Offensive, welche sowohl Haltungen, Werte und Standards für eine lebensweltnahe analoge und digitale Offene Kinder- und Jugendarbeit erarbeitet, als auch technische und rechtliche Grauzonen auslotet, sowie praxisnahe Lösungen und entsprechende Datenschutzrichtlinien entwickelt. Offene Kinder- und Jugendarbeit benötigt eine entsprechende Ausstattung, die zum Abbau der digitalen Benachteiligung Jugendlicher beiträgt, wie sie der 15. Kinder- und Jugendbericht konstatiert. Fachkräfte sollen nicht länger dazu genötigt werden, private Endgeräte zu nutzen und damit professionelle und datenschutzrechtliche Standards zu verletzen.

 

6. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist für junge Menschen im Sozialraum verantwortlich

 

Fachliche Positionierung: Offene Kinder- und Jugendarbeit sieht in den Interessen und Bedarfen junger Menschen in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet den Ausgangspunkt ihres fachlichen Handelns. Vor dem Hintergrund einer sozialraumorientierten Aneignungsperspektive sucht sie die Interessen und Bedarfe mit jungen Menschen ihres Einzugsgebietes in Erfahrung zu bringen (z.B. Sozialraumanalysen, aufsuchende bzw. herausreichende Jugendarbeit), ihre Umsetzung zu unterstützen und zu begleiten. Sie zielt darauf Offene Kinder- und Jugendarbeit im Sozialraum im Dialog mit jungen Menschen stetig weiterzuentwickeln und zu organisieren. Sie kooperiert hierbei mit anderen relevanten Akteuren der Kindheit und Jugend im Sozialraum und versteht sich als Teil eines Netzwerkes, mit dem Ziel Interessen junger Menschen im Sozialraum zu unterstützen und Gehör zu verschaffen. In diesem Sinne versteht sie sich auch als Expertin für Jugendfragen und als Lobby für Jugendliche im Sozialraum. Sie übernimmt eine Moderationsfunktion im Einzugsgebiet und eine Beratungsfunktion gegenüber der Kommune und relevanten Trägern.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Kennzeichen einer erfolgreichen Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind nicht möglichst viele Angebote, Vorzeigeprojekte oder Großevents, sondern die Unterstützung, Sichtbarkeit und Realisierung der Interessen und die Möglichkeit zur Einmischung und Mitwirkung unterschiedlicher junger Menschen im Sozialraum. In diesem Sinne liegt der Fokus auch auf einer Erweiterung von Aneignungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für junge Menschen im öffentlichen Raum, auch außerhalb von Jugendeinrichtungen. Offene Kinder- und Jugendarbeit kann hier als Teil eines Netzwerkes und in Kooperation mit anderen Akteuren im Sozialraum den Dialog zwischen jungen Menschen und anderen Interessengruppen im Sozialraum fördern, Konflikte konstruktiv schlichten mit dem Ziel der Weiterentwicklung einer demokratischen Gemeinschaft.

 

7. Offene Kinder- und Jugendarbeit ist Teil und Akteurin einer eigenständigen Jugendpolitik

 

Fachliche Positionierung: Die Interessen junger Menschen begrenzen sich nicht auf die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit. Ihr fällt auch die Aufgabe zu, dafür Sorge zu tragen, dass junge Menschen ihre Interessen und Ansprüche in die gesamte Entwicklung einer Kommune etc. einbringen können. Insbesondere wegen der im Verhältnis geringer werdenden Anzahl von jungen Menschen sollten zukunftsorientierte, moderne Gemeinden, Kommunen und Landkreise ein gesteigertes Interesse an einer hohen Attraktivität ihres Gemeinwesens für junge Menschen entwickeln. Voraussetzung hierfür ist ihre unmittelbare und verbindliche Einbeziehung in alle gesellschaftlichen Entwicklungsmaßnahmen bis hin zu einer eigenständigen Jugendpolitik. Dementsprechend müssen Themen wie Partizipation, Sozialraumorientierung sowie Stadt- und Gemeindeentwicklung wieder bzw. noch stärker als Leistungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit umgesetzt und akzeptiert werden.

 

(Fach-)Politische Forderungen: Offene Kinder- und Jugendarbeit ist ausdrücklich nicht die Vertretung aller jungen Menschen. Sie ist allerdings durch ihr partizipatives, pädagogisches Wirken eine wesentliche Akteurin dafür, dass sich junge Menschen selbstorganisiert und engagiert aktiv an einer jugendgerechten Entwicklung ihrer Gemeinden, Kommunen und Landkreise beteiligen können. Eine essentielle (Gelingens)Bedingung hierfür ist - wie zum Beispiel Erfahrungen aus dem Bundesprogramm „jugendgerechte Kommune“ verdeutlichen - ein kohärentes Handeln. Das bedeutet, die Förderung jugendgerechten Handelns und eine eigenständige Jugendpolitik sind nicht die Alternative zur (Offenen) Kinder- und Jugendarbeit, sondern gelingen nur in einer zusammenhängenden Förderung und eingebettet in kommunale Prozesse.

 

 

Weitere Informationen zum Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit stehen unter www.kvokja.chayns.net  zur Verfügung. Dort kann auch ein Newsletter abonniert werden.

 

Zur Gründung des Kooperationsverbund am 04. März 2016 finden sich Informationen in der Berichterstattung auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe.

 

Quelle: Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit

 

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Wahlforderungen

 

FORDERUNGEN FÜR EIN JUGENDGERECHTES BRANDENBURG

 

Die Bedingungen des Aufwachsens sind heute besonderen Herausforderungen unterworfen. Jugend ist keine Übergangsphase mehr, sondern eigenständige Lebensphase, in der es für junge Menschen darum geht, sich zu qualifizieren, sich zu verselbstständigen und sich selbst zu positionieren. Die Gestaltung jugendlicher Lebenslagen sollte daher als eigenständige politische Aufgabe anerkannt werden. Es sind nicht nur ihre Fähigkeiten und Entscheidungen, die Einfluss darauf nehmen, wie Jugendliche und junge Erwachsene die genannten Herausforderungen meistern, sondern maßgeblich auch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Anlässlich der Landtagswahlen 2019 hat der Landesjugendring e.V. dringend notwendige Verbesserungsbedarfe herausgearbeitet und in Forderungen „Für ein jugendgerechtes Brandenburg!“ gebündelt:
 

  • Jugendverbandsarbeit fördern

  • Ehrenamtliches Engagement fördern

  • Freiwilligendienste stärken

  • Demokratiebildung stärken

  • Freiräume erhalten und schaffen

  • Gleichberechtigung aller jungen Menschen in Brandenburg schaffen

  • Jugendgerechte Infrastruktur ausbauen

  • Nachhaltigkeit verbessern

 

Die gesamten Wahl-Forderungen findet Ihr hier

 

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18.01.2019

 

"Brache oder bunte Wiese? Jugendverbände brauchen guten Nährboden!"

Für eine notwendige Erhöhung des Landesjugendplans um 1,8 Mio Euro im Maßnahmebereich C.

 

Auch wenn die Mittel für die außerschulische Jugendbildung im Landesjugendplan einen leichten Aufwuchs (200.000 Euro für die Jugendverbände, 100.000 Euro für die Jugendbildungsstätten) erfuhren, wurden dennoch zentrale finanzielle Problemlagen nicht angegangen. Insbesondere die stetig wachsenden Herausforderungen im Hinblick auf das massive Erstarken demokratie- und menschenfeindlicher Einstellungen in der Gesellschaft unddie Integration von jungen Geflüchteten machen eine spürbare Erhöhung des Landesjugendplanes absolut notwendig.

 

Das gesamte Forderungspapier des Landesjugendring Brandenburg e.V. findet Ihr hier

 

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29.11.2018

 

Anschreiben zur Haushaltsdiskussion 2019/2020

 

Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, liebe Freund*innen der Jugend(sozial)arbeit,

 

am 10.12.2018 werden Sie im Kreistag des Landkreises Oberhavel den Haushaltsplan 2019/20 diskutieren und beschließen.

 

Wir, der Kreisjugendring Oberhavel e.V. möchten Ihre Aufmerksamkeit auf die Produktgruppe 362 – Jugendarbeit und das Produkt 36201 – Förderung der Jugendarbeit und –erholung richten (siehe Anhang: Seite 38 von 39 des Jugendförderplan).

 

Darin sind 150.000,00 EUR für die Förderung der Jugendarbeit (Förderrichtlinie des Landkreises) vorgesehen.  Waren im Jahr 2016 davon noch 38.100,00 EUR für Projekte freier Träger und kommunaler Träger vorgesehen, sind es im Jahr 2019 nur noch 20.000,00 EUR (siehe Anhang). Bei einer sehr begrüßenswerten 10 prozentigen Zunahme an Kindern und Jugendlichen im Landkreis Oberhavel erscheint uns ein dieser Abbau der Projektförderung paradox...

 

Der Rest des Schreibens ist hier zu finden.

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30.06.2018

 

Rechtspopulismus und Rechtsextremismus entgegentreten!

 

In der gesellschaftlichen Debatte um die Themen „Flucht, Asyl und Migration“ haben rechtspopulistische und rechtsextreme Forderungen derzeit starke Konjunktur. Leider bleibt es nicht nur bei einer Verschiebung des öffentlichen Diskurses: die deutliche Zunahme rassistisch motivierter Übergriffe und Anschläge, die Wahlergebnisse der AfD und ein Erstarken rechter Strukturen weisen in erschreckender Weise darauf hin, dass rechte und rechtsextreme Einstellungen in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind. Sowohl die Geschichte als auch die Gegenwart zeigen, welch erhebliche Gefahr von diesen rechten Einstellungen und Strukturen ausgeht. Dies betrifft zum einen Leib und Leben von Menschen, zum anderen aber auch die Grundlagen unserer Demokratie. Jugendverbände sind Orte, an denen diese Grundlagen, wie Pluralität, Offenheit, gleichberechtigte Teilhabe und humanitäre Werte gelebt werden. Es gilt sie zu schützen! Der Landesjugendring Brandenburg e.V.  wendet sich deshalb gegen jede Form von rassistischer Diskriminierung und Gewalt. Dazu fordern wir auch das Land Brandenburg, Städte und Gemeinden, die Zivilgesellschaft, Medien und Schulen auf. Es gilt, sich klar zu positionieren, für eine demokratische Gesellschaft einzutreten und diese zu fördern!

 

Beschlüsse des Landesjugendring Brandenburg e.V. zur Kernforderung

  • Rechtspopulismus entgegentreten! – Jugendverbände für ein solidarisches Miteinander herunterladen

  • Zivilgesellschaft stärken – Rechtspopulismus und Menschenfeindlichkeit entschieden entgegentreten herunterladen

 

 

 

 
 
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